30.4.15 / DBU Pokalen Halbfinale / Blue Water Arena / 9011 Zuschauer
Zur Abwechslung sollte nach Jahren mal wieder Dänemark besucht werden. Das Pokalhalbfinal-Rückspiel in Esbjerg bot sich an einem Donnerstagabend an und versprach im Vorfeld nicht ganz uninteressant zu werden. Das Hinspiel ging 1:1 aus und so war für beide Mannschaften noch ein Einzug ins Finale möglich. Nun ist Dänemark nicht grade für seine Ultrakultur bekannt und bis auf Kopenhagen und Bröndby ist das Geschehen auf den Tribünen auch eher bescheiden. Das konnte uns aber natürlich nicht abschrecken...
Vormittags starteten wir bei durchwachsener Wetterlage gen
Norden, um dann irgendwann am Mittag die Grenze hinter Flensburg zu passieren.
Höhe Haderslev verfinsterte sich der Himmel plötzlich und ein heftiges Unwetter
verwandelte die Fahrbahn durch große Hagelkörner in eine weiße Rutschbahn. Die
Temperaturen sanken in kürzester Zeit auf 2 Grad und es ging zunächst nur noch
im Schritttempo weiter. Begleitet wurde das Inferno passenderweise durch ein
standesgemäßes Gewitter mit Sturmböen. Nach etwa zwanzig Minuten brach die
Wolkendecke auf und die Temperatur stieg wieder auf 10 Grad. Der Rest der Fahrt
verlief dann völlig entspannt und ereignislos.
Esbjerg
ist zwar die siebt-größte Stadt Dänemarks (72 300 Einwohner), aber angelegt wie
ein Dorf. Es gibt nicht wirklich viel zu sehen. Ein Kunstmuseum, eine kleine
Einkaufsstraße, ein zentraler Platz mit Rathaus und obligatorischem
Reiterdenkmal, Industriehafen und natürlich der historische Wasserturm – das
Wahrzeichen der Stadt. In einer knappen Stunde hatten wir genug gesehen. Ein
absolutes „Must Have“ ist das Monument „Der Mensch am Meer“, welches 1995
fertiggestellt wurde und etwas außerhalb der Stadt am Saedinge Strand zu finden
ist. Die neun Meter hohe Skulpturengruppe aus weißem Beton soll Reisende auf
See grüßen. Hier ließ sich bei einem Bier und ein paar Sonnentrahlen am Strand
noch angenehm abhängen bevor es zur Blue Water Arena ging.
Von außen ist das Stadion mit einer Kapazität für 18 000
Zuschauer wahrlich keine Schönheit. Der ground existiert seit 1955 und wurde
2008 für 14 Millionen Euro komplett umgebaut. Alle Tribünen sind doppelstöckig
und überdacht. Die moderne Glasfassade hat eine Fläche von 3760 Quadratmetern.
Lediglich die vier Flutlichtmasten geben dem Kasten von außen den Look eines
Fußballstadions. Ein besonderes Detail ist sicher der zentrale Biertank mit
6000 Liter Fassungsvermögen, der über etwa einen Kilometer Rohrleitung Bier an
20 Zapfanlagen liefert.
Vorm Spiel war nicht wirklich viel los. Trotzdem waren etwas
über die Hälfte der Plätze belegt. Von euphorischer Pokalstimmung konnten wir
allerdings nicht viel vernehmen. Vor dem Heimsupporterblock hing ein gesprühtes
Transparent mit der Aufschrift „Kaemp for Pokalen“. Ein Haufen von etwa 100
teils sehr jungen Leuten in meist schwarzer Oberbekleidung stimmte ein paar
Lieder an. Zum Einlaufen der Mannschaften gab es ein unkoordiniertes
Fahnenintro. Diese wurden nach Spielbeginn aber schnell wieder eingepackt und
dann kam auch nicht mehr viel aus dem Eckblock. Der Rest des Publikums war
ähnlich lethargisch und viel nur durch gelegentliches Pfeifen oder Klatschen
auf. Gegen Ende der ersten Halbzeit kamen endlich die Busse der Gästefans aus
Kopenhagen an, welche eilig in den Block liefen und den Zaun beflaggten. Zwei
größere Schwenker (Section 12 und Freundschaftsfahne Urban Crew/CFHH) wurden
eingesetzt und sonst gab es auch dort nicht viel zu sehen. Auffallend viele
Hamburger unterstützten ihre Freunde bei diesem wichtigen Spiel und zeigten mit
eigenem Überhänger Präsenz. Nun wurde hier durchgehend supportet, teils mit
wirklich eingängigen Melodien und Rhythmen. Trotzdem war ich etwas enttäuscht,
denn der Gästeblock war grade mal zur Hälfte gefüllt. Ein Tor fiel erst gegen
Ende der zweiten Hälfte und sorgte für ausgelassenen Jubel beim Gästemob,
welcher mit einer Fackel untermalt wurde. Als feststand, dass der FC Kopenhagen
das Finale erreicht hatte, leuchteten noch einmal Bengalos und es wurde noch
etwas mit der Mannschaft gefeiert. Vor dem Stadion passierte dann bei
strömendem Regen nichts mehr und nach dem üblichen Stau machten wir uns an die
fünfstündige Rückfahrt.
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