Mittwoch, 13. Mai 2015

AS Melfi - S.S. Barletta Calcio

AS Melfi - S.S. Barletta Calcio 3:0
28.3.15 / Lega Pro Girone C 32.Spieltag / Arturo Valerio / 1 100 Zuschauer


Bis Foggia fuhr noch der moderne- und sehr komfortable Schnellzug Freccia Bianca und bewältigte die etwa 130 Kilometer Strecke von Bari über Barletta in nur einer Stunde. Ab dem Bahnhof Foggia ging dem potentiellen Eisenbahnfreak dann aber das Herz auf: Auf einem Nebengleis startete ein alter Dieselzug bestehend aus zwei Personenwagen mit Triebkopf mühselig die Weiterfahrt. Während die Sonne durch die verschmierten Fenster schien zogen die Abgase durch den Innenraum und machten die Reise zu einer kleinen Belastungsprobe. Die leicht hügeligen Landschaften die vorbeizogen, boten nur wenig optische Highlights. Auf dem Weg nach Potenza gibt es neben Melfi eigentliche keine größeren Ortschaften. Die zumeist eingleisige Strecke kommt ohne Strom aus und wird von nur wenigen Zügen befahren. Busse verkehren deutlich häufiger und benötigen dieselbe Zeit. Wir waren dagegen froh auf der Schiene unterwegs zu sein. Zwischendurch mussten wir zweimal in einer Haltebucht warten, bis ein Güterzug vorbei war. Die Fenster ließen sich nicht öffnen und der Abgasgestank wurde bei steigender Temperatur immer intensiver. Das ist mal reisen! Die 55 Kilometer wurden in etwas über einer Stunde geschafft. 



Melfi  ist ein kleines Kaff mit rund 17 500 Einwohnern und gehört zur Provinz Potenza in der Region Basilikata. Die Stadt thront auf einer kleinen Anhöhe neben einem schmucken Castello. Vom Bahnhof erreicht man nach kurzem Aufstieg das Stadion Arturo Valerio. Dort standen wir gut 1,5 Stunden vor Spielbeginn vor verschlossenen Toren. Einen Ticketverkauf gab es natürlich nicht. Biglietti gibt es irgendwo im Ort in einem Kiosk zu kaufen. Das verstehe wer will…Die Ordner hatten aber ein Einsehen mit uns und irgendwann kam ein Vereinsoffizieller und händigte uns ohne großes Ausweisprozedere zwei Tickets für die Tribüne für je 15 Euro aus. Er und die herumstehenden Ordner zeigten sich sehr überrascht, dass zwei Ausländer Fußball in Melfi gucken wollten.







Das Spiel an sich wurde auf einem wirklich schlechten Rasen auf noch schlechterem Niveau ausgetragen. Aber drei Tore gab es trotzdem für die etwas engagiertere Heimelf, welche ordentlich gefeiert wurden, sowohl in der Curva Sud, als auch auf der Tribüne. Der Stimmung im Gästeblock tat der Spielverlauf allerdings überhaupt keinen Abbruch. Barletta sang durchgehend laut und frenetisch. Auf den Rängen konnten die Gäste sich so jedenfalls durchsetzen.

Das Stadion besteht aus nur einer überdachten Tribüne mit Sitzschalen und einer Kurve unterteilt in Heim- und Gästeblock. Die anderen beiden Spielfeldseiten sind nicht bebaut. Auf der einen Seite hat man einen Ausblick über die Häuser der Stadt und auf der anderen auf einen kleinen Berg. Alles sehr idyllisch. Als die Kurve eine halbe Stunde vor Spielbeginn immer noch verwaist war wurden wir langsam misstrauisch. Sollte hier heute aus irgendwelchen Gründen boykottiert werden? Von unserem Besuch in Salerno 2013 wussten wir, dass der AS Melfi über eine kleine, aber feine Ultraszene verfügt. Immerhin füllte sich der Gästeblock langsam aber stetig. Wenige Minuten vor Anpfiff wurde die Heimkurve von gut 200 Personen bevölkert, welche sich auch recht schnell daran machten hinter der langen „Brigata Normanna“- Zaunfahne zusammen zu rücken. Für die Optik kamen verschiedene Fahnen durchgehend zum Einsatz. Alles nett anzuschauen. Das Spiel lief seit etwa einer Viertelstunde, als auch die Ultras aus Barletta komplett Position bezogen hatten und nach einigen gestenreichen Pöbeleien und Provokationen am Trennzaun mit einem recht geschlossenen und lautstarken Support begannen. Die etwa 300 Gäste zeigten eine ausdauernde Gesangsleistung boten dafür aber bis auf eine Prise Rauch und eine Schalparade nur sehr wenig fürs Auge. Aber insgesamt kann man mit dem Gebotenen in diesem exklusiven und einzigartigen Stadion wohl mehr als zufrieden sein. Auch die Anzahl an Tifosi aus dem 100 Kilometern entfernt an der Adriaküste gelegenen Barletta ist für italienische Verhältnisse top. 






















Mit Verschwinden des Tageslichts und zunehmenden Wind wurde es unangenehm kalt und wir stiefelten zurück zum Bahnhof. Gegenüber konnte in einem Imbiss noch das wahrscheinlich weltbeste Panino mit Schinken verzehrt werden. Mit dem letzten Zug verließen wir um 19:30 Uhr Melfi.
Beim Zwischenstopp in Foggia ging es noch auf ein Peroni ins Cafe. Neben uns nervte ein älterer, offensichtlich stark angetrunkener Herr die beiden Barrister. Er ließ sich mehrere Sorten Grappa zeigen, entschied sich schließlich für einen und ließ sich das edle Gesöff in sein Bierglas schütten.
Die weitere Rückfahrt ging dann völlig unspektakulär im topmodernen Schnellzug über die Bühne. In Bari kehrten wir noch in einem von Studenten hoch frequentierten griechischen Imbiss ein und verzogen uns alsbald mit einem Schlummertrunk in unsere Absteige.

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